Pharisäer
Die Pharisäer waren eine theologische, politische Gruppierung im Judentum. zur Zeit des zweiten Tempels. Deren Vertreter wurden im neuen Testament als Heuchler herabgewürdigt, weil sie sich, obwohl sie streng nach ihren religiösen Gesetzen lebten, deren tieferen Sinn nicht beachteten. So ging die Bezeichnung als (heute nicht mehr gebräuchliches) Schimpfwort in die deutsche Sprache ein.
Doch was hat das nun mit Kaffee zu tun?
Nach der Überlieferung soll auf der nordfriesischen Insel Nordstrand ein Pastor im 19. Jahrhundert das allzu häufige Trinken von Alkohol auf zahlreichen Festlichkeiten nicht gerne gesehen haben. Deshalb verzichtete man offiziell in seiner Gegenwart darauf, und griff stattdessen zu einer List. Man brühte sich starken Kaffee auf, süßte ihn und gab einen ordentlichen Schluck braunen Rum hinein. Danach wurde das Getränk mit Schlagsahne “gedeckelt”, damit der Alkohol nicht verdunsten und man ihn auch nicht riechen konnte. Damit das so blieb, wurde der Kaffee nicht umgerührt und man trank ihn durch die Sahne. Dem Pastor setzte man aber die klassische, alkoholfreie Variante vor. Von der stets fröhlicher werdenden Stimmung wurde der Pastor misstrauisch und kam letztendlich dahinter. Nach seinem Ausruf: “Oh, ihr Pharisäer!” (also: Oh, ihr Heuchler!) soll daraufhin das Getränk seinen Namen erhalten haben.
Der Pharisäer wird in einem typischen Pharisäer-Gedeck, bestehend aus hohem Becher und Untertasse, serviert. Angeblich soll es derjenige, der zehn Pharisäer am Stück zu trinken imstande ist und danach noch stehen kann, behalten und mit nach Hause nehmen dürfen.
Um den Alkoholgehalt eines echten Pharisäers gab es 1981 einen Zivilprozess, in dem das Flensburger Amtsgericht zu entscheiden hatte, ob 2cl Rum für das Getränk ausreichend wären. Es kam zu dem Schluss, dass dieser Alkoholgehalt nicht genüge, um es als Getränk welches “Leib und Seele erwärme” zu bewerben. Seither sind 4cl Rum für dem Pharisäer obligatorisch.