
Der indische Kaffee
Indien ist eine aufstrebende Kaffeeanbaunation. Hier werden seit langem Robusta-Kaffeebohnen angebaut, die vor allem in Kaffeemischungen und Instantkaffees verwendet werden. In den letzten Jahren produzieren jedoch immer mehr Bauern auch hochwertige Arabica-Bohnen, die den vergleich mit anderen vorzüglichen Kaffees dieser Welt nicht scheuen müssen. Die typisch milden und nicht zu säurehaltigen indischen Kaffeesorten besitzen einen exotischen, vollmundigen Geschmack und ein feines Aroma.
Shortcuts
- in Indien wird fast der gesamte Kaffee im Schatten angebaut
- Kaffeeplantagen in Indien sind auch wichtige Gewürzwelten: Neben den Kaffeepflanzen wachsen eine Vielzahl von Gewürzen und Obstsorten wie Pfeffer, Kardamom, Vanille, Orangen und Bananen
- über 70 % der Bohnen werden exportiert, vorzugsweise in europäische Länder wie Italien und Deutschland, aber auch nach Nordamerika und Asien
Die Geschichte des indischen Kaffees
Wie der Kaffee nach Indien kam, beruht hier, wie auch in so vielen anderen Kaffeeländern, auf einer Legende. Nichts Genaues weiß man nicht, aber es sind immer wieder tolle Geschichten. Kaffee ist in Indien nicht heimisch. Es heißt, es seien sieben "magische" Samen vor über verhundert Jahren unter großem persönlichem Risiko aus dem Jemen ins Land geschmuggelt worden, versteckt im Bart von Bruder Baba Budan. Er pflanzte sie in den Chandragiri-Hügeln von Karnataka und baute somit die erste indische Kaffeeplantage auf. Die Niederländer, die während des 17. Jahrhunderts große Teile Indiens besetzten, trugen dazu bei, den Kaffeeanbau im ganzen Land zu etablieren. Aber erst zur Zeit Britisch-Indiens (im engeren Sinne das britische Kolonialreich auf dem Indischen Subkontinent zwischen 1858 und 1947) blühte der kommerzielle Kaffeeanbau richtig auf. Zunächst war Arabica weit verbreitet, doch ein massiver Befall mit Kaffeerost veranlasste viele Betriebe, auf Robusta oder Arabica/Liberica-Hybride umzustellen.
Das India Coffee Board (ein Amt zur Klassifizierung indischen Kaffees) wurde 1907 gegründet, um die Qualität und die Präsenz des indischen Kaffees durch verschiedene Forschungs- und Bildungsmaßnahmen zu verbessern. Im Laufe der modernen Geschichte des Landes hat das Board den Kaffeesektor aus staatlichem Interesse heraus streng reguliert, insbesondere in der Zeit zwischen 1942 und 1995. Seit der Liberalisierung im Jahr 1995 können die Erzeuger ihre Produkte frei verkaufen.
Heute zählt Indien zu den Top 10 im weltweiten Kaffeeanbau.
Wachstumsbedingungen und Verarbeitung
In Indien gibt es mehr als 4.500 Kaffeeplantagen, die sich im Allgemeinen in Höhenlagen von etwa 1.300 Metern über dem Meeresspiegel befinden. Über drei Viertel der Kaffeeproduktion findet in kleinen Betrieben mit weniger als 10 Hektar Fläche statt. In Indien wird fast der gesamte Kaffee unter einem Schattendach aus immergrünen Hülsenfruchtpflanzen angebaut. Diese Schattenbäume verhindern die Bodenerosion in Hanglagen, bereichern den Boden durch die Rückführung von Nährstoffen aus tieferen Schichten, schützen die Kaffeepflanze vor saisonalen Temperaturschwankungen und beherbergen eine vielfältige Flora und Fauna. Die klimatischen und geografischen Bedingungnen machen sowohl den Anbau von Arabica als auch den Anbau von Robusta möglich. Obwohl sich für Arabica ein höherer Preis erzielen ließe, hat hier auch die Robusta-Bohne ihre Daseinsberechtigung und vor allem eine wirtschaftliche Bedeutung. Das indische Klima und die Blattrost-Gefahr machen Robusta zu einer sicheren Wahl für die Landwirte, denn die Bohnen sind bei europäischen Espresso-Trinkern nach wie vor sehr gefragt. Sie stellt daher für die Bauern ein zuverlässiges Einkommen dar und macht etwa 70 % der Gesamtproduktion aus, wenngleich diese Zahl rückläufig ist.
Die meisten Arabica-Farmen liegen zwischen 700 und 1.200 Metern über dem Meeresspiegel und verarbeiten die Kaffees unterschiedlich, entweder nach der natürlichen oder der gewaschenen Methode. Sie werden in der Region als "Cherry" bzw. "Parchment" bezeichnet. Die Trocknung des Kaffees erfolgt in der Regel auf Terrassen, Tischen oder - auf einigen größeren Plantagen - in mechanischen Trocknern.

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Anbaugebiete
In Indien wird Kaffee hauptsächlich in Karnataka, Kerala, Tamil Nadu, Andhra Pradesh und Odisha produziert. Unter allen kaffeeproduzierenden Staaten steht Karnataka mit einem Anteil von mehr als 70 % an der gesamten Kaffeeproduktion in Indien an der Spitze.
Karnataka
Kodagu, Chikmagalur und Hassan sind die wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Karnataka. Kodagu ist das größte Kaffeeanbaugebiet in Karnataka mit einem Anteil von mehr als 50 % an der gesamten Kaffeeproduktion des Bundesstaates. Mysore und Shimoga sind die anderen Kaffeeanbaugebiete des Bundesstaates. Der Hauptgrund für die große Kaffeeproduktion in Karnataka sind die geeigneten Temperaturen, das Klima und die Niederschläge. Hauptsächlich wird hier Robusta angebaut.
Kerala
Kerala steht mit zirka 20% der Gesamtproduktion auf Platz 2 der Liste der 5 größten Kaffee produzierenden Staaten Indiens. Wie auch in Karnataka macht auch hier der Robusta-Kaffee den größten Teil der gesamten Kaffeeproduktion aus. Arabica-Kaffee wird im Vergleich zu Robusta-Kaffee nur in geringem Umfang produziert. Wayanad und Travancore sind die wichtigsten Kaffeeanbaugebiete und für über 90% des Kaffees aus Kerala verantwortlich. Nelliampathies, Kozhikode, Palakkad und Malappuram sind weitere kleine Kaffeeanbaugebiete. Die Pflanzen gedeihen hier in Höhenlagen von etwa 1.200 Metern über dem Meeresspiegel.
Tamil Nadu
Tamil Nadu ist eine wichtige Kaffeeregion, wenn auch ihr Anteil an der Gesamtproduktion mit etwas mehr als 5 % recht gering ist. Der Grund: Hier wird zum größten Teil Arabica-Kaffee angebaut. Pulneys, Nilgris, Salem und Coimbatore sind die wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Tamil Nadu, davon ist Pulneys das Größte.
Andhra Pradesh
Andhra Pradesh belegt den vierten Platz in der Liste der wichtigsten Kaffee produzierenden Bundesstaaten in Indien. Andhra Pradesh produziert Arabica- und Robusta-Kaffee.
Odisha
Odisha ist die fünftwichtigste Kaffeeregion in Indien. Hier wird aufgrund der gemäßigte Temperaturen und hohen Niederschläge Arabica-Kaffee angebaut. Koraput, Rayagada, Phulbani und Keonjhar heißen die wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Odisha.

Geschmackseigenschaften
Das geschmackliche Spektrum des indischen Kaffees ist breit. Abgesehen von einigen Estate-Kaffees mit beeindruckend vollmundigen Röstungen (wie dem indischen Mysore) sind indische Arabica-Kaffees in der Regel rund, süß, gelegentlich würzig oder schokoladig, aber irgendwie auch ein wenig lustlos. Relativ niedrige Anbauhöhen und die Verwendung krankheitsresistenter Hybriden, die oft mit Robusta rückgekreuzt wurden, tragen wahrscheinlich zu diesem trägen Profil bei. Nichtsdestotrotz sind die Süße und der volle Körper der India-Kaffees für Espressomischungen empfehlenswert. Viele Farmen verarbeiten ihre Bohnen, indem sie sie den feuchten und windigen Monsunbedingungen aussetzen, ein Verfahren, das kreativ "Monsooning" genannt wird. Die Bohnen werden süßer, während ihr Säuregehalt sinkt. Die Kaffeeernte wird oft mit Kardamom, Muskatnuss und Nelken durchsetzt, was den Bohnen einen Hauch dieser Gewürze verleiht. Auch Noten von Pfeffer und tropischen Früchten sind möglich.
Apropos Monsoon
Vielleicht hast Du schon einmal von Monsoon Malabar Kaffee gehört. Gut möglich, denn mittlerweile ist das ein geschützter Begriff. Worum handelt es sich also?
Eigentlich hat man die Entstehung des Monsooned Malabar Kaffees einem glücklichem Zufall zu verdanken. Die Geschichte geht auf den Kaffeeanbau unter der britischen Kolonialherrschaft zurück, als die Feuchtigkeit und die Seewinde während des mehrmonatigen Transports des Rohkaffees von Indien nach Europa die Bohnen aufquellen und altern ließen. Dadurch wurde die Intensität der Bohnen gedämpft und der Säuregehalt verringert. Der Kaffee bekam einen eher erdig-holzigen Charakter, mit Noten von Schokolade, Gewürzen und Nüssen sowie einen vollen Körper. Als sich die Transportbedingungen verbesserten und die Bohnen auf dem Transport weniger unter den Witterungseinflüssen litten, bemerkten die europäischen Kaffeetrinker, dass der besondere Charme und das unverwechselbare, kräftige Aroma verloren ging.
Also wurden neue Verarbeitung- und Lagerverfahren entwickelt, um die damaligen Bedingungen zu reproduzieren. Hierfür wird heute naturbelassener, sonnengetrockneter Rohkaffee in offenen Lagerhäusern an der Küste gelagert, so dass die feuchte Tropenluft der Monsunwinde durch den Lagerraum wehen kann. Über einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten nehmen die Bohnen Feuchtigkeit auf, verlieren einen Teil ihrer natürlichen Säure, quellen auf etwa das Doppelte ihrer ursprünglichen Größe auf und werden spröde und blass. Dieser Prozess beginnt mit dem Beginn der Monsunzeit im Juni/Juli und ist in der Regel Ende Oktober abgeschlossen.
Fazit: Einzigartigkeit heißt noch lange nicht, dass er auch lecker ist. Dieser Kaffee schmeckt eben wie kein anderer. Entweder man liebt diese herb-salzige Mischung, oder man findet, dass er wie der Ganges schmeckt, der zwar heilig ist, in dem aber oft Leichen und Kühe zwischen den Ufern schwimmen. Probiere es einfach aus :-)
Röstung
Ein hochwertiger Single Estate aus Indien verträgt heller wie auch dunkle Röstungen. Durch die vergleichsweise geringe Anbauhöhe, verbunden mit der feuchten Aufbereitung und Lagerung, sind die Bohnen poröser und weniger dicht. Ein Monsoon Malabar verlangt deshalb beim Rösten etwas mehr Aufmerksamkeit, denn er neigt dazu, schneller zu rösten als viele anderen Bohnen. Röster arbeiten deshalb bereits vor dem ersten Crack mit weniger Hitze. Indische Robusta-Bohnen ist häufig in Blends für Espressoröstungen enthalten, die naturgemäß einen dunkleren Röstgrad erfahren.
Zubereitung
Vollautomat
Ein voller Körper und wenig Säure sind beste Voraussetzungen für Kaffeevariationen mit Milch Siebträger
Indische Robusta-Bohnen verleihen dunklen italienischen und französischen Espressomischungen eine besondere Würze. French Press, Syphon und Karlsbader Kanne
Ein Monsoon Malabar ist bereits recht speziell. Bist Du es auch? Dann bereite ihn auch besonders zu. Vielleicht bist Du ihm gewachsen ... viel Glück.
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