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Der nicaraguanische Kaffee

Nicaragua ist eine anerkannte, Kaffee produzierende Nation, gehört aber nicht zu den ganz großen oder bedeutendsten Anbauländern. Mit einem wunderbar angenehmen und ausgewogenen Geschmacksprofil zählt der nicaraguanische Kaffee zu den qualitativ hochwertigen und geschmacklich komplexen Vertretern seiner Art. Das passende Klima und die richtigen geografischen Bedingungen sind hierfür die beste Voraussetzungen.

Die Geschichte des nicaraguanischen  Kaffees

Über die frühe Geschichte des Kaffees in Nicaragua ist nicht sehr viel bekannt, doch kann man mit Sicherheit sagen, das die nicaraguanische Kaffeeindustrie eine steinige Geschichte hinter sich hat. Die Pflanzen sollen um 1790 von katholischen Missionaren, die das Land bereisten, eingeführt worden sein. Die ersten Kaffeekirschen wurden in der pazifischen Tiefebene angepflanzt. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts begann die kommerzielle Vermarktung, als der Goldrausch viele Menschen in die mittelamerikanischen Regionen lockte. Seit dieser Zeit nimmt Kaffee eine kontinuierlich steigende Rolle in der Wirtschaft des Landes ein. Die Landwirtschaft stellte in dieser Zeit eine der Haupteinkommensquellen für die meisten Arbeiter dar und Kaffee wurde zu einem wertvollen Handelsgut. Doch leider erlebte Nicaragua immer wieder zahlreiche Naturkatastrophen, Putsche, Konflikte und Kriege, die dem Land schadeten über viele Jahrzehnte signifikante Entwicklungsschritte im Bereich des Kaffeeindustrie verhinderten. So kam es beispielsweise 1881 zu Aufständen unter der indigenen Bevölkerung, die durch die Privatisierung des bis dahin in Gemeinbesitz befindlichen Landes, zur Zwangsarbeit auf den expandierenden Kaffeeplantagen gedrängt wurden. Mit dem Regime des Generals José Santos Zelaya kam 1893 die ökonomisch bedeutend gewordene Kaffeeoligarchie der „Liberalen“ an die Macht. Zelaya setzte die zentralisierte Kontrolle des ganzen Landes durch, förderte den Kaffeeanbau und ließ hierfür die Verkehrswege ausbauen. Doch nützte dies weder der Wirtschaft dauerhaft noch verbesserte es die Lebensumstände der Menschen, die auf den Plantagen arbeiten mussten.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurde Nicaragua immer wieder zum Spielball unterschiedlichster politischer Strömungen die hier ihre eigenen Vorstellungen von Macht- und Gebietsansprüchen durchsetzen wollten. Dazu gehörte auch die kommunistische Revolution 1979, die zu einem Handelsembargo mit den USA führte. Die Ortega-Diktatur, Dürren und Wirbelstürme waren Probleme, die sich noch einige Jahren zogen und in der Zerstörung eines Großteils der Kaffeefarmen durch den Hurrikan Mitch 1998 gipfelte. Für viele Kaffeeproduzenten bedeutete das den wirtschaftlichen Ruin. Kein Wunder, dass durch diese Hindernisse der Kaffeeanbau in Nicaragua nur langsam wachsen konnte. Doch die nicaraguanischen Kaffeebauern haben sowohl die natürlichen als auch die vom Menschen verursachten Stürme überstanden und befinden sich wieder im Aufwind. Vor allem wird Nicaragua seit kurzem als Produzent von Gourmetkaffee angesehen - ein Ruf, der das Interesse und die Preise für seinen Kaffee steigen lässt. Heute ist er eine der wichtigsten Devisenquellen des Landes und bildet das wirtschaftliche Rückgrat für Tausende von ländlichen Gemeinden. Mehr als 40 000 Kaffeebauernfamilien kultivieren die Kaffeepflanzen oft so, dass die wertvollen Urwälder Nicaraguas und die bedrohte Artenvielfalt möglichst ungestört bleiben. Der größte Teil des im Lande angebauten Kaffees wird derzeit in westeuropäische Länder und die Vereinigten Staaten exportiert.

Cupista Texttrenner - Illustration Kaffeebohne

Wachstumsbedingungen und Verarbeitung

Nicaragua hat drei geografische Hauptregionen: das pazifischen Küstentiefland, die zentralen nördlichen Berge und die atlantische Ebene. Insgesamt herrscht in all diesen Landesteilen ein tropisches beziehungsweise feucht-warmes Klima mit nur geringen Temperaturschwankungen, die sich im Tag-Nacht-Zyklus im Bereich von 20°C bis 35°C bewegen. Mit steigender Höhe sinken die Temperaturen und erreichen in den Bergregionen "nur" zirka 25°C. Einen deutlichen Unterschied gibt es bei den Niederschlagsmengen zwischen der Karibikseite und dem pazifischen Tiefland. Generell ist die Karibikküste ganzjährig feucht, während das Bergland und die Pazifikküste nicht von den regenreichen Passatwinden betroffen ist. Hier wechseln sich Sonne und Regen ab beziehungsweise schlägt sich die feuchte Pazifikluft an den Südwesthängen der Berge nieder. Und hier befinden sich auch die wichtigen Anbaugebiete für Kaffee. Sie erstrecken sich von den zentralen nördlichen Bergen,der Region Nueva Segovia aus nach Süden bis nach Managua und Granada ins pazifische Küstentiefland. Die Trockenzeit beginnt etwa Mitte November und dauert bis Ende April. Die regenreichsten Monate sind September und Oktober. Die Ernte findet in der Regel zwischen Oktober und Februar/März statt.

Zerstörerische Wetterereignisse wie Wirbelstürme sind eine reelle Bedrohung, durch die die Branche vorübergehend lahmgelegt werden kann. Aufgrund der dennoch guten Wachstumsbedingungen wachsen in Nicaragua zahlreiche Arabica-Sorten, darunter Bourbon, Caturra, Typica, Yellow und Red Catuai, Catimor, Maracaturra, Pacamara und Maragogype.

Während die Höhe der Plantagen und Farmen in den genannten Regionen variiert, werden viele der besten Bohnen in Höhenlagen zwischen 1100 und 1600 Metern über dem Meeresspiegel angebaut und gelten größtenteils als Hochlandkaffee. Darüber hinaus werden sie auch zu 95 % im Schatten kultiviert und in der Regel biologisch gepflegt. Wie beispielsweise auch in Peru hat der allgemeine Mangel an Geld und die schlechte Infrastruktur dazu geführt, dass man sich künstlichen Düngern nicht "besorgen" konnte und man sich dem traditionellen, chemiefreien Kaffeeanbau zuwenden musste. In der heutigen Zeit wird dies natürlich als Vorteil angesehen.

Nicht alle Kaffeebohnen aus Nicaragua werden auf die gleiche Weise verarbeitet. Das Nasswaschen ist zwar die beliebteste Art der Aufbereitung nicaraguanischer Bohnen, aber es werden auch die natürlich-trockene Aufbereitung und die Honey-Process-Methode angewandt.

Landschaft Nicaragua

Copyright: mommyhen42 / unsplash.com

Anbaugebiete

In Nicaragua gibt es zahlreiche Kaffeefarmen, und das Land ist dafür bekannt, große Mengen an Kaffeebohnen unterschiedlicher Qualität zu produzieren. Esteli, Madriz und Managua oder Granada sind einige der Anbaugebiete des Landes, in denen Kaffee angebaut wird. Die hier produzierten Kaffees können im Einzelfall hervorragend sein, laufen aber insgesamt gesehen unter besserem Durchschnitt. Besonders gut für die Herstellung von Spitzenkaffee geeignet sind die Regionen:

Nueva Segovia

In der nördlichen Region Nueva Segovia werden einige der begehrtesten Kaffees Nicaraguas angebaut. Diese Kaffees haben in der Regel einzigartige und aufregende Aromen, einschließlich blumiger und säurehaltiger Merkmale.

Matagalpa

Matagalpa ist eine Region im Norden des Landes, in der besonders viele Bohnen aus großen Höhenlagen angebaut werden. Die Region verfügt über vulkanische Böden und ein tropisches Waldklima, das für den Anbau von Spitzenkaffee ideal ist.

Jinotega

Das zentral in den Bergen gelegene Jinotega ist der Platzhirsch der nicaraguanischen Kaffeeindustrie. Ähnlich wie die Region Matagalpa verfügt es über vulkanische Böden und ein feuchtes, tropisches Klima, was es für den Kaffeeanbau prädestiniert. Hier werden viele hochwertige Kaffeesorten angebaut, vor allem Caturra- und Bourbon-Sorten.

Geschmackseigenschaften

Nicaraguanische Bohnen ähneln vom Geschmacksprofil her vielen anderen zentralamerikanischen Kaffeesorten, obwohl sie insgesamt als milder und zurückhaltender eingestuft werden. Sie sind nicht überwältigend, sondern deuten eher eine Vielzahl verschiedener Elemente an, die sich von Region zu Region und von einer Ernte zur nächsten ändern können. Die meisten nicaraguanischen Bohnen haben einen mittleren bis weichen Körper und eine mäßige bis kräftige Säure. Das allgemeine Aroma weist süße Karamell-, Zitrus-, Blumen- und Schokoladenelemente auf, während der Kaffee selbst einen sehr angenehmen, ausgewogenen und bittersüßen Geschmack haben kann. Die spezifischen Aromen können von Kakao bis Honig reichen und einen röstigen oder nussigen Abgang mit Vanilleuntertönen aufweisen.

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Elefantös

Elefantenbohnen, auch bekannt als Maragogype oder Maragogipe, gehören zu den beliebtesten Kaffeebohnen des Landes. Es sind die größten Bohnen der Welt und stammen von einer Kaffeepflanzensorte, die auch die größten Blätter und Kirschen hervorbringt. Die Pflanzen sind weniger ertragreich und nehmen mehr Platz in Anspruch, weshalb sie im Allgemeinen nicht im Überfluss angebaut werden. Sie sind wahrscheinlich eine Mutation der Arabica-Typica oder eine Kreuzung aus Arabica und Liberica und wachsen am besten auf niedrigem Niveau zwischen 600 und 800 Metern über dem Meeresspiegel. Ihr Ursprung liegt zwar in Brasilien, sie hat sich aber im nicaraguanischen Hochland sehr gut behauptet. Schmeckt die Elefantenbohne auch besonders? Hier gehen die Meinungen auseinander. Während sie einige "Experten" als unterdurchschnittlich bewerten, finden andere, sie wäre die Beste Kaffeebohne der Welt.

Röstung

Das Rösten von nicaraguanischem Kaffee ist wenig besonders, da das Land in der Regel stabile, mittelmäßige Bohnen liefert, die viel aushalten und nicht sehr empfindlich oder speziell sind. Somit entstehen auch gleichmäßige Röstungen die sich sogar recht gut für die Heimröstung eignen. Was das beste Röstprofil betrifft, so wird je nach Vorliebe eher zu einer mittleren bis dunklen Röstung geraten. Die längere Röstzeit macht diese Bohnen etwas reichhaltiger und geschmackvoller.

Wenn Du eine Wiener Röstung oder noch dunklere Bohnen bevorzugst und zu Hause Espresso zubereiten möchtest, sind diese Bohnen genau das Richtige für Dich. Vor allem die Bohnen aus den Regionen Jinotega und Matagalpa eignen sich perfekt für sehr dunkle Röstungen und können eine tiefe, dunkle und ausgewogene Tasse Kaffee liefern.

Die einzige Ausnahme ist hier die Elefantenbohne. Für sie wird höchstens ein Medium-Roast empfohlen.

Zubereitung

Die Zubereitungsarten sind vielfältig. Da es sich bei peruanischem Kaffee meist um eine sanfte, mittlere bis dunkle Röstung mit moderatem Säuregehalt handelt, wird zur Zubereitung die Espressomaschine, die French Press oder ein Pour Over Verfahren empfohlen. Wie immer ist es bei jeder Zubereitungsart wichtig, die richtige Mahlgröße und das optimale Verhältnis von Kaffee zu Wasser zu verwenden.


SiebträgerHerdkanne     Siebträger und Herdkanne

Nicaraguanischer Kaffee eignet sich hervorragend für Espresso, einen Lungo oder Americano. Dies hängt damit zusammen, dass sie mittel, dunkel bis sehr dunkel geröstet werden können. Auch das Brühsystem einer Herdkanne erzeugt ein kräftiges Getränk.

Cold Brew     Cold Brew

Nicaraguanischer Kaffee eignet sich auch sehr gut für die Herstellung eines Cold Brews. Der besondere Extraktionsprozess dämpft die säurehaltigen Noten und erhält den vielseitigen Gesamtgeschmack.

Kaffee-Vollautomat     Vollautomat

Ein guter Espresso ist auch immer die perfekte Basis für verschiedene Kaffeegetränke mit Milchanteil. Dunkle Röstungen beinhalten wenig Säure und harmonieren mit Milch sehr gut.

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