
Kaffee von der Elfenbeinküste
Die Bohnen von der Elfenbeinküste gelten als bitter und grob, aber dennoch als schmackhaft, die in Verbindung mit anderen Sorten, besonders in Espressomischungen, eine gute Figur machen. Trotz großer wirtschaftlicher und organisatorischer Probleme in der gesamten Produktionskette, halten sich die Westafrikaner noch immer unter den Top 20 Anbauländern und gehören zu den wichtigen Robusta-Erzeugern der Welt.
Shortcuts
- Arabicas von der Elfenbeinküste gibt es eigentlich nicht
- der Fokus des Landes geht weg vom Kakao und Kaffee hin zu Palmöl und Kautschuk
- ivorische Robusta-Kaffees werden gern in Blends eingesetzt
Die Geschichte des ivorischen Kaffees
Nun, im Gegensatz zur Historie anderer Kaffee produzierender Länder, ist diese Geschichte schnell erzählt, denn es existieren so gut wie keine Aufzeichnungen darüber, wie sich der Anbau und die Vermarktung des Kaffees in der Elfenbeinküste entwickelte. Die ersten Kaffeepflanzen (Coffea Liberica) sollen relativ spät, nämlich erst 1885 von dem französischen Kolonisator Arthur Verdier in die Elfenbeinküste gebracht worden sein.
Nachdem die indigenen Bauern in den Folgejahren mit dem Anbau der Pflanzen begannen, entwickelte sich sogar bereits eine erste Export-Kultur und Kaffee wurde neben Kakao, Kautschuk und Elfenbein zu einem wichtigen Exportgut. Im Jahr 1893 wurde die Elfenbeinküste eine französische Kolonie und damit Teil von Französisch-Westafrika. Dagegen regte sich zuerst Widerstand, der allerdings recht schnell von den Franzosen zerschlagen wurde. Darüber hinaus war zu spüren, dass die (wenn auch unfreiwillige) Herrschaft Frankreichs mit wachsendem Handel und wirtschaftlichem Erfolg einher ging. Die Güter des Landes, darunter auch der Kaffee, hatten mit Frankreich und Italien kontinuierliche Abnehmer gefunden. Allerdings war der Preis dafür sehr hoch. Zwangsarbeit und Unterdrückung waren an der Tagesordnung.
Als die lokalen Bauern 1915 begannen, den aus Java und Belgisch-Kongo stammenden Robusta-Kaffee anzubauen, wurden die Plantagen der Elfenbeinküste sehr produktiv, denn die Robusta erwies sich als krankheitsresistent und ideal für das Klima dieses Landes. Bis zum 2. Weltkrieg stieg die Kaffeeproduktion kontinuierlich an und nahm anschließend so richtig Fahrt auf. Nach der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 erreichte die Kaffeeproduktion in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt, als das Land zu einem weltweit führenden Kaffee-Produzenten aufstieg. Leider versäumte man es zu dieser Zeit, vorausschauend zu wirtschaften und nachhaltig, zum Beispiel in Baumschulen, zu investieren. Dieses Versäumnis sollte Folgen haben. Noch in den 1980er Jahren war die Elfenbeinküste der drittgrößte Kaffeeproduzent der Welt und lag nur hinter den südamerikanischen Giganten Brasilien und Kolumbien zurück. Das ist auch auf die relativ stabile politische Lage zurückzuführen, die unter Präsident Felix Houphouët-Boigny herrschte. Mitte der 1980er Jahre waren dann mehr als zwei Drittel der Kaffeebäume im Lande älter als fünfzehn Jahre und erbrachten nur noch weit unterdurchschnittliche Erträge. Unstrukturierte Versuche der Regierung, die Anpflanzung neuer Kaffeebäume zu fördern, blieben weitgehend erfolglos, und die Produktion in den alternden Plantagen ging weiter zurück. Als in den 1980er Jahren die Preise für Kaffee und Kakao stark fielen, geriet das Land in eine wirtschaftliche Krise. Den Menschen ging es schlechter, die Arbeitslosigkeit stieg, die Staatsschulden wuchsen. Als die Rohstoffpreise zur Jahrtausendwende erneut stark fielen, kam es zu einem Militärputsch und in der Folge zu einem Bürgerkrieg, der bis 2007 andauerte und große Teile der (Land)Wirtschaft in Mitleidenschaft zog. Dadurch sank der Anteil der Elfenbeinküste an der Weltkaffeeproduktion deutlich und sie verlor den Anschluss, auch weil andere afrikanische und mittelamerikanische Länder ihre Produktion in dieser Zeit vervielfachten. Eine Regierungskrise in den Jahren 2010/2011 tat ihr Übriges, um die Handlungsfähigkeit des Landes zeitweise fast völlig zum Erliegen zu bringen.
Seither ist es vergleichsweise ruhig geworden um die einstmals so starke Kaffeenation. In gewissem Sinne ist somit die Geschichte des Niedergangs des Landes auch die Geschichte des Niedergangs des Kaffees. Von signifikant steigenden Produktions- oder Exportzahlen, geschweige denn von Innovationen ist aktuell (Stand Februar 2022) nichts zu hören. Noch immer ist die Kaffeebohne ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft der Elfenbeinküste. Das Land liegt im weltweiten Ranking zwischen Platz 10 und 20, Tendenz schwankend.
Wachstumsbedingungen und Verarbeitung
An der Elfenbeinküste wird hauptsächlich natürlicher Robusta-Kaffee angebaut, der unter anderem in den Regionen Aboisso, Abengourou und Divo auf 300 bis 400 Metern Höhe wächst. Auch wird Arabusta-Kaffee gezogen, eine Kreuzung aus Arabica und Robusta, die in den 1970er Jahren entwickelt wurde und besser mit dem vergleichsweise trockenen Klima und eventuell auftretenden Pflanzenkrankheiten klar kommt. Die für das Wachstum günstigen Temperatur liegen in den genannten Regionen ganzjährig zwischen 26°C und 33°C. Niederschläge fallen ebenfalls ganzjährig, aber eher moderat und zwischen Mai und Oktober stärker.
Leider wird im gesamten Produktions- und Verarbeitungsprozess deutlich, dass einer ordnungsgemäßen Kultivierung der Kaffeepflanzen in vielen Fällen wenig Beachtung geschenkt wird. Oft sind Plantagen ungepflegt und mit Unkraut bewachsen. Die Kaffeepflanzen werden sich selbst überlassen, nicht beschnitten und wachsen unkontrolliert ineinander. Ein unzureichender Baumschnitt beeinträchtigt die Größe und Qualität der Bohnen, verringert den Ertrag, erhöht den Anteil der Floater Bohnen, begünstigt die Entwicklung von Schädlingen und verringert folglich das Endeinkommen der Bauern aus dem Kaffeeanbau. Die Bewirtschaftungsmethoden sind oft noch sehr traditionell und werde lax gehandhabt, was darauf hindeutet, dass seitens der Regierung zu wenige Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden, um die Bauern in die Lage zu versetzen, ihre Qualität zu verbessern und die Erträge zu steigern.
Die Bohnen werden in der Regel von Hand gepflückt und trocken verarbeitet. Nach der Aufbereitung durchlaufen die Robusta-Sorten ein Klassifizierungssystem, nach dem sie je nach Siebgröße und Fehlern in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Die höchste Stufe bilden die Robusta-Sorten 0 und 1, die zur Anreicherung verschiedener hervorragender Mischungen verwendet werden. Durch die Ivory-Robusta erhalten Blends auf der ganzen Welt einen vollmundigen und cremigen Charakter.

Copyright: Photos By Beks / unsplash.com
Anbaugebiete
Nach aktuellem Stand sind drei Regionen im Hinblick auf die Robusta-Kaffeeproduktion erwähnenswert: Aboisso, Abengourou und Divo
Aboisso
Aboisso, eines der wichtigsten Kaffeeanbaugebiete, liegt etwa 100 km östlich der Hauptstadt Abidjan. Die Qualität des Kaffees aus dieser Region ist im Vergleich zu anderen Regionen des Landes am besten. Die Bauern sind in Genossenschaften organisiert, setzen aber zunehmend auf die Produktion von Palmöl, weil Palmöl- und Kautschukbäume, sobald sie etabliert sind, leicht zu pflegen sind als Kaffeebäume, das ganze Jahr über geerntet werden und der Preis gegenüber Kaffee stabiler und höher ist.
Abengourou
Abengourou ist ein weiteres Kaffeeanbaugebiete der Elfenbeinküste und liegt etwa 200 km nordöstlich von Abidjan. Die Region unterscheidet sich im Hinblick auf Boden und Vegetation deutlich von Abboisso. Hier ist der ursprüngliches Wald bereits zugunsten künstlicher Plantagen verschwunden. Es gibt leider nur noch vereinzelte Bäume, die auf den einstmals dichten Wald hindeuten. Hier existieren mehr Kaffeefarmen als in Aboisso, was auf die relative Bedeutung der Region für die Kaffeeproduktion schließen lässt. Die Überalterung der gesamten Anbaustrukturen ist hier deutlich erkennbar. Der allgemeine Fokus liegt auch hier auf anderen Nutzpflanzen.
Divo
Divo ist das dritte wichtige Kaffeeanbaugebiet der Elfenbeinküste. Die Stadt Divo liegt 200 km nordöstlich von Abidjan. Ähnlich wie in den anderen Regionen werden hier neben Kaffee auch Maniok, Yamswurzel, Taro, Banane, Kochbanane, Reis, Mais und Pinienapfel als Nahrungspflanzen angebaut sowie Kakao, Palmöl, Kautschuk und Kokosnuss als Nutzpflanzen kultiviert. Im Gegensatz zu Kakao, Palmöl und Kautschuk ist der Zustand des Kaffeeanbaus hier, ähnlich wie auch in den beiden anderen Regionen, ernüchternd.

Geschmackseigenschaften
Kaffee von der Elfenbeinküste zeichnet sich durch einen schokoladigen, weichen und erdigen Geschmack aus. Einige haben auch ein nussiges Aroma. Dunklere Röstungen überdecken das nussige Aroma, während hellere Röstungen es verstärken. Auch kannst Du bisweilen beim Trinken Deines Ivory-Kaffees würzige Noten wahrnehmen, die sich beim Schlucken eher als Nachgeschmack darstellen. Die Röstzeit und der Mahlgrad beeinflussen wie Wahrnehmung der Würzigkeit.
Kaffeebohnen von der Elfenbeinküste haben einen charakteristischen dunklen und bitteren Geschmack, dem man sich unabhängig von der Röstung nur schwer entziehen kann. Bei dunklen Röstungen wird der Eindruck noch verstärkt. Klar, es ist Robusta und somit auch in gewisser Weise Gewöhnungssache. Hast Du Dich einmal damit angefreundet, kann es schwierig sein, zu anderen Bohnensorten zurückzukehren.
Es wird wohl eher selten vorkommen, dass Du einen Single Origin von der Elfenbeinküste findest. Ein Großteil findet seinen Weg in die unterschiedlichsten Espressomischungen. Hier spielen die Bohnen ihre Stärken aus und bereichern die Kompositionen mit Würze und Tiefgang.
Röstung
Bei hellen Röstungen haben die Kaffeebohnen ein mildes Aroma, bei dem ein Großteil des Bohnengeschmacks erhalten bleibt. Mittlere Röstungen gehören zu den beliebtesten Röstungen, da sie ein volles Aroma hervorbringen, das weder zu schwach noch zu stark ist. Bei einer noch etwas dunkleren Röstung wird die Oberfläche der Bohnen ölig und sie bekommen den bitteren Geschmack, der den Kaffee von der Elfenbeinküste typischerweise kennzeichnet. Eine dunkle Röstung ergibt einen kräftigen Kaffee, weil die Bohnen so lange geröstet werden, bis sie fast schwarz sind und deutliche Ölrückstände auf der Oberfläche aufweisen. Der Elfenbein-Kaffee ist dann sehr stark und hat ein starkes, rauchiges und verbranntes Aroma.
Die besten Zubereitungsmethoden für Kaffee von der Elfenbeinküste
Siebträger
In einen zünftigen Espresso gehört zumindest ein Teil Robusta. Hast Du einen Single Estate oder einen Blend mit ivorischen Wurzeln, dann lässt er sich prima im Siebträger verarbeiten. Aeropress und Herdkanne
Du hast keine Espressomaschine? Dann kannst Du für Deinen Kaffee von der Elfenbeinküste auch eine Aero Press oder Herdkanne verwenden. Hier sind etwas Fingerspitzengefühl oder Experimente gefragt, denn das Ergebnis kann positiv, aber auch negativ überraschen. Phin
Für einen vietnamesischen Ca Phe Phin muss es nicht zwangsläufig ein asiatischer Robusta sein. Die Bohnen von der Elfenbeinküste eignen sich für diese süße Versuchung ebenfalls hervorragend. Probiere es aus.
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