
Der Kaffee aus Papua Neuguinea
Papua Neuguinea ist ein Inselstaat vor der Küste des nordöstlichen Australiens. Er umfasst etwa die Hälfte der Insel Neuguinea, während die andere Hälfte aus den indonesischen Provinzen Papua und Westpapua besteht. Wie auch viele andere Inselnationen im Pazifik steht Papua Neuguinea vor einer Reihe von wirtschaftlichen Herausforderungen. Doch trotz dieser Hindernisse findet der Kaffee aus dem Land allmählich immer mehr Anerkennung.
Shortcuts
- mehr als ein Drittel der Menschen aus PNG haben direkt oder indirekt mit Kaffee zu tun
- der Kaffee wird überwiegend nach Deutschland, Australien und in die USA exportiert
- Nachkommen des ursprünglich aus Jamaika stammenden Blue Mountain werden hier erfolgreich kultiviert
Die Geschichte des Kaffees aus Papua Neuguinea
Die Kaffeepflanze kam im späten 19. Jahrhundert nach Papua Neuguinea und ist direkt mit der Kolonialgeschichte des Landes verbunden. Das Land war damals in drei Sektoren geteilt. Westneuguinea war eine niederländische Kolonie (und gehört heute zu Indonesien), der Nordteil Ostneuguineas hieß Kaiser-Wilhelms-Land und war deutsches Schutzgebiet, der Süden von Ostneuguinea war britisches Gebiet. Wahrscheinlich hat eine Dame namens Emma Coe Forsayth, eine Geschäftsfrau und Plantagenbesitzerin amerikanisch-samoanischer Abstammung, den ersten Kaffee anbauen lassen. Sie ließ mit Hilfe ihres Schwagers, des deutschen Botanikers Richard Parkinson, eine große Kakao- und Kokosnussplantage im Kokopo-Distrikt in der East New Britain Province (Teil der Insel östlich von Kaiser-Wilhelms-Land) anlegen. Es ist wahrscheinlich, dass zu ihrer riesigen Plantage auch Kaffee gehörte.
Die erste offizielle Aufzeichnung über die Kultivierung von Kaffee in der Region stammt aus einem Bericht der Kolonialregierung aus dem Jahr 1890. Weitere Dokumente legen nahe, dass ein paar Jahre später auch in Rigo - tief auf britischem Gebiet - Kaffee angebaut wurde. Bis 1897 pflanzte man auf der Plantage "Variarata" (in der Nähe des heutigen Nationalparks) über 20.000 Arabica-Bäumchen. Im Jahr 1901 begann die Plantage mit dem Export nach Australien. Obwohl damit bereits erste kommerzielle Erfolge erzielt wurden, waren die meisten dieser frühen Anpflanzungen noch experimenteller Natur. In vielen Fällen handelte es sich dabei um Robusta-Kaffee.
Erst in den 1920er Jahren, als Ostneuguinea in Folge des 1. Weltkrieges unter australische Verwaltung gestellt wurde, wurden echte Anstrengungen zur Steigerung der Kaffeeproduktion unternommen. In der Station des Landwirtschaftsministeriums der Kolonialregierung in Wau (im Distrikt Morobe östlich der Owen Stanley Mountains) entstand 1928 eine Versuchsfläche mit Arabica-Pflanzen. Der deutsche Unternehmer Carl Leopold Bruno Wilde kaufte diese Plantage 1931 und benannte sie in Blue Mountain Coffee um. Es wird angenommen, dass dieser Name nicht zufällig gewählt wurde, sondern tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass der echte Jamaika Blue Mountain Kaffee als Schmuggelware seinen Weg auf Wildes Plantage fand. Er machte sich daran, die Produktion weiter auszubauen und den Kaffee schließlich zu rösten und zu mahlen. Wildes Engagement war der Ausgangspunkt für die Verbreitung eines Großteils des heute in den Highlands von Papua Neuguinea produzierten Kaffees. Von seiner Plantage aus wurde Kaffee zu einer kolonialen Forschungsstation im Aiyura-Tal im östlichen Hochland transportiert und in den Folgejahren als Saatgut im gesamten Hochland verteilt.
Der kommerzielle Kaffeeanbau nahm aber erst in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg so richtig Fahrt auf. Zwischen 1951 und 1965 wuchs die Kaffeeanbaufläche um stolze 3000 %. Dabei entstanden aber nicht vordergründig riesige Plantagen, sondern "Gärten", die von Kleinbauern bewirtschaftet wurden. Sie haben in ihrer Gesamtheit das Land zu einem weltweit bedeutenden Kaffee-Erzeugerland gemacht. Noch immer werden über vier Fünftel des Kaffees von Kleinbauern angebaut, die in Höhenlagen von 1.500 Metern fast ausschließlich Arabica-Kaffee produzieren.
In dieser überwiegend kleinbäuerlichen Produktionsweise liegen aber auch einige der größten Herausforderungen für die Kaffeeproduktion in Papua Neuguinea. Das Fehlen grundlegender Infrastrukturen wie Straßen und der begrenzte Zugang zu Schulungen und technischen Hilfsmitteln haben die Entwicklung viele Jahre lang eingeschränkt und verzögert. Um diese Situation zu verbessern, wurde 1963 das Papua New Guinea Coffee Marketing Board gegründet, welches 1964 seine Tätigkeit aufnahm. Es wurde 1976 zum Coffee Industry Board und schließlich zur Coffee Industry Corporation Ltd. (CIC). Die CIC verfügt über weitreichende Befugnisse und kümmert sich um die Kontrolle des Kaffeehandels; die Registrierung von Kaffeeexporteuren und Verarbeitungsbetrieben; die Qualitätskontrolle und Kontrolle der Ausfuhren; die Förderung des Verkaufs und des Verbrauchs von Kaffee aus Papua Neuguinea im In- und Ausland sowie um die Entwicklung und Durchführung von Forschungs-, Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Dies hat dazu geführt, dass die Qualität des Kaffees in den letzten Jahren insgesamt gestiegen ist und Papua Neuguinea zunehmend auch die Märkte für Spitzenkaffees bedient. Dennoch ist das Land noch weit von einer strukturierten oder regulierten Kaffeeindustrie entfernt.
Von der weltweiten Kaffeepreisdepression Ende des letzten Jahrtausends blieb auch Papua Neuguinea nicht verschont. Ein besonderes Problem stellt auch die innerpolitische Kriminalität dar. Immer wieder stehlen Diebe große Mengen der Ernte um sie über illegale Kanäle zu verkaufen. Und obwohl mehr als jeder dritte Einwohner von der Kaffeeproduktion lebt, ist eine persönliche Identifikation mit den im Land produzierten Kaffees eher gering. Denn im Gegensatz zu anderen Kaffee produzierenden Ländern herrscht hier aufgrund der fruchtbaren Böden kein Mangel an Grundnahrungsmitteln. Somit fehlt der Druck, für das eigene Überleben unbedingt Kaffee anbauen zu müssen. Die Notwendigkeit, in großem Maßstab zu produzieren ist einfach nicht so dringlich. Dieses verhaltene Engagement schlägt sich hier und da noch immer in der Qualität des Kaffees nieder, zeigt sich aber ganz besonders in der fehlenden Liefer- und Produktionskonsistenz. Der Aufbau langfristig sicherer, qualitativ und quantitativ zuverlässiger sowie wirtschaftlich effizienter Geschäftsbeziehungen gestaltet sich daher nach wie vor schwierig.
Wachstumsbedingungen und Verarbeitung
Die Höhenlagen Papua Neuguineas zeichnen sich durch ein hervorragendes Klima für den Kaffeeanbau sowie durch sehr fruchtbare vulkanische Böden aus. Das Wetter ist tropisch feucht und es gibt keine Trockenzeit. Selbst in den trockensten Monaten regnet es mindestens 60 mm. Der Niederschlag ist im Allgemeinen aber während des ganzen Jahres gleichmäßig verteilt. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen liegen kontinuierlich über 18°C.
Ein Großteil des in Papua Neuguinea angebauten Kaffees wird auf kleinen Farmen in einer Höhe von 1200 bis über 1800 Metern über dem Meeresspiegel angebaut, die kaum mehr sind als kleine Kaffeegärten, die dem natürlichen Wachstum überlassen werden. Geerntet wird, wenn die Kirschen reif sind. Solche Farmen machen einen großen Teil der Kaffeeproduktion des Landes aus. Aufgrund fehlender Regulierungen von staatlicher Seite wird hier eine recht willkürliche Vielfalt von Kaffeepflanzen angebaut. Mit anderen Worten: Jeder macht so ein bisschen das, was er will. Die einzigen Konstanten scheinen die Erntezeit zwischen Mai und September zu sein, das überwiegende Pflücken von Hand sowie die Verarbeitungsmethode, bei der es sich in der Regel um eine Variante des Nassverfahrens handelt.
Auf wenigen größeren und etablierten Farmen und Ländereien wird der Prozess jedoch besser kontrolliert, was zu einer gleichbleibenden Qualität der Ernten führt. Diese Qualitätsunterschiede zwischen Klein- und Großbetrieben haben eine uneinheitliche Qualität der Bohnen zur Folge. Kaffee von Kleinbauern ist in der Regel schwer vorhersehbar, während die größeren Betriebe mehr Kontrolle und damit mehr Stabilität in Qualität und Geschmack bieten.

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Anbauregionen und Geschmackseigenschaften
Obwohl der PNG-Kaffee in vielerlei Hinsicht den Kaffees von den indonesischen Inseln ähnelt, weist sein Geschmacksprofil doch einige Besonderheiten auf. Er wird oft als weniger erdig, sanfter und heller beschrieben als seine Verwandten. So unvorhersehbar wie die Konsistenz der Ernte und die Qualität ist auch der Geschmack. Je nachdem von welchem Bauern oder welcher Plantage ein Kaffee stammt, findest Du blumige, süße, etwas säuerliche oder fruchtige Varianten. Die enthaltenen Säuren werden mit Wein und Apfel assoziiert. Die Fruchtigen Noten erinnern an Mango und Papaya. Im Abgang ist der Kaffee eher zurückhaltend.
Die wichtigsten Kaffeeanbauregionen Papua Neuguineas befinden sich in einem einzigen großen Gebirgsgebiet im Zentrum des Landes auf der Hauptinsel. In diesen Hochlandprovinzen werden 75% des gesamten Kaffees auf Papua Neuguinea angebaut. Ein Großteil davongeht in den Export nach Europa oder in die Vereinigten Staaten. Angebaut wird zu 95% Arabica. Der Robsta-Anteil liegt dementsprechend bei geringen 5%.
Östliches Hochland
Das östliche Hochland ist bekannt für seine zerklüftete Berglandschaft und seine breiten Täler. In den Tälern von Markham und Ramu gibt es niedrige Küstengebiete. In der Kratke- bzw. Bismark-Gebirgskette befinden sich der Mount Michael mit 3750 Metern Höhe und der Mount Tabletop mit 3686 Metern Höhe. Von Goroka bis Kainantu liegt die Höhe zwischen 1548 und 1898 Metern über dem Meeresspiegel. Die Kaffees aus dieser Region bestechen durch ihre Süße und die Kakao-, Schokoladen- und Gewürzaromen, Zitronengeschmack sowie einen delikaten süß-fruchtigen und anhaltenden Nachgeschmack. Sie weisen einen sauberen, teeähnlichen Körper auf und bieten ein angenehmes Mundgefühl.
Westliches Hochland
Die Western Highlands liegen zentral im Hochland von Papua Neuguinea und haben gemeinsame Grenzen mit den Provinzen Enga, dem südlichen Hochland, Simbu und Madang. Die Provinz ist sehr vielfältig, mit Bergen wie dem Mount Giluwe, der über 2800 Meter hoch ist, Gebirgsketten mit Regenwäldern und Savannen sowie niedrig gelegenen Orten wie Tsendiap im unteren Jimi, der etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Provinz ist durch fünf ineinander greifende Talsysteme gekennzeichnet: das Waghi-Haupttal, Kaugel und Nebilyer, Mul/Baiyer und Jimi. Jedes von ihnen weist ein individuelles und außergewöhnliches Ökosystem auf. Eine Tatsache, durch die die Geschmacksprofile der Kaffees aus dieser Region besonders spannend werden. Sie weisen einen süßen Geschmack auf, begleitet von Zirtus- und Tropenfrüchten, teilweise mit nussigen, würzigen Kakao-, Schokolade-, Toffee- und Karamellaromen. Ihr Körper ist sauber und saftig und ergibt in der Tasse ein weiches, geschmeidiges, ausgewogenes teeähnliches Mundgefühl.
Provinz Simbu
Simbu (auch Chimbu) ist dem lokalen Wort Sipuuuu nachempfunden, was soviel wie "Danke" bedeutet. Simbu ist eine Provinz mit sehr zerklüftetem, bergigem Gelände und liegt im zentralen Hochland von Papua Neuguinea. Es hat gemeinsame geografische Grenzen mit den südlichen, östlichen und westlichen Hochländern, mit Gulf und Madang. Hier spielt auch ökologisch erzeugter Kaffee eine Rolle. Hast Du einen Simbu-Kaffee, dann freue Dich auf süße Frucht-, Blumen-, Kakao-, Schokoladen- und Karamellaromen in der Tasse. Der "Früchtekorb" besteht aus Melone, Mango, Papaya, Honig, Ananas, schwarzer Johannisbeere und Zitrusfrüchten. Der Körper ist saftig, komplex und sauber.

Röstung
Gute Kaffees aus Papua Neuguinea haben weiche, mittelfruchtige Aromen, die man am besten bei leichteren Röstungen schmeckt und Gewürz-, Karamell- und Schokoladenaromen, die bei mittleren Röstungen hervortreten. Chargen aus dem hohen Hochland eignen sich für sehr dunkle Röstungen, da sie nicht aschig werden und süß bleiben.
Wie bei allen Spitzen-Bohnen erfolgt die Röstung deutlich unter 300°C. Aber es empfiehlt sich in diesem Fall, sofort auf Temperatur zu sein, um mit dem "First Crack" die helle Röstung möglichst etwas schneller zum Ende zu bringen. Für eine etwas dunkle Röstung mit optimaler Ausgewogenheit ist der erste Knack des "Second Cracks" der optimale Zeitpunkt, das Rösten zu beenden. Kurzum: Geschmacklich funktionieren beide Röstgrade mit PNG-Kaffees sehr gut.
Zubereitung
Kaffee aus Papua Neuguinea kann auf verschiedene Weise zubereitet werden. Das hängt von den individuellen Vorlieben und vom Röstgrad ab. Es bieten sich die French Press, die Pour-Over-Methoden oder die Zubereitung eines Espressos im Siebträger an. French Press
Vor allem die French Press zieht die Öle mit voller Kraft heraus und lässt die fruchtigere, hellere Seite zum Vorschein kommen. Das Ergebnis ist eine aufregend kräftige Tasse Kaffee. Pour Over
Die Pour-Over-Methoden scheinen am besten zu den zitrusartigen Aromen des PNG-Kaffees zu passen. Damit wird die Säure eines mittelstark gerösteten Papua-Neuguinea-Kaffees aufgehellt, ohne die leichteren blumigen Noten zu dämpfen. Klassische Kaffeemaschine
Eine klassische Brühkaffeemaschine eignet sich ebenfalls, da sie einen guten Kompromiss zwischen Säure und kräftigem Geschmack bietet. Auch wenn es nicht die beste Methode ist, schmeckt der Kaffee dennoch ordentlich. Nimm hierfür eine mittlere Röstung.
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