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Kaffee aus Kamerun

Im Vergleich zu anderen Kaffee produzierenden Ländern zählt Kamerun heute nicht mehr zu den "Global Playern". Das war jedoch nicht immer so. Einst zählte das Land zu den großen Produzenten auf dem afrikanischen Kontinent. Dennoch spielt der Kaffee hier noch immer eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Kamerun ist hinsichtlich seiner Geographie, seiner Flora und Fauna sehr vielfältig. Somit können zwei kamerunischen Kaffees völlig unterschiedliche Wachstumsbedingungen erfahren haben und sich geschmacklich stark voneinander unterscheiden. Auf den Kaffeefarmen an der Küste wird hauptsächlich Robusta angebaut, während in den Hochgebirgsregionen überwiegend Arabica wächst.

Die Geschichte des kamerunischen Kaffees

Wie in vielen Kaffee produzierenden Ländern begann auch in Kamerun die Geschichte des Kaffees mit dem Einfluss von außen. Im Jahr 1884 erkannten deutsche Kolonisatoren, dass das Klima und die geografischen Gegebenheiten Kameruns ideal für den Kaffeeanbau waren, und begannen, diesen zu fördern. Sie legten in Victoria, Ebolowa, Nkongsamba und Dschang Versuchsgärten an. Später wurde der Kaffeeanbau auf Yokadouma, Abong-Mbang, Doumé, Lomié und Akonolinga ausgedehnt.

Bis 1916 war Kamerun also deutsche Kolonie und wurde nach der Niederlage des Deutschen Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg unter den Siegermächten Frankreich (Osten) und Großbritannien (Westen) aufgeteilt. Es dauerte in den Folgejahren nicht lange, bis der Kaffeeanbau in Kamerun florierte, und der Erfolg des kamerunischen Kaffees war gesichert, als der Kaffeeanbau in den späten 1920er Jahren in die westlichen Regionen des Landes vordrang. Im Jahr 1928 wurden in der westlichen Stadt Dschang unter der Leitung des Agraringenieurs René Coste 200.000 Kaffeesetzlinge gepflanzt. Costes Fachwissen und die Ausbreitung der Kaffeepflanzen im ganzen Land steigerten die Kaffeeproduktion in Kamerun erheblich und machten das Land für viele Jahrzehnte zu einem wichtigen Kaffeeproduzenten.

Das frankophone Kamerun wurde 1960 unabhängig. Der britische Teil sollte sich 1961 entscheiden, ob er sich Nigeria oder dem französischen Kamerun anschließen möchte. Die Unabhängigkeit der Region stand nicht zur Debatte. Und jetzt wird es kompliziert. So entschied sich der nördliche Teil des britischen Kameruns für Nigeria, der südliche Teil für Kamerun. Eine Entscheidung, die bis heute massives Konfliktpotential birgt, denn so entstand ein dominierendes, französisch sprechendes Ostkamerun und eine kleines, untergeordnetes englischsprachiges Westkamerun. Die Unterschiede in Sprache und Kultur werden im Jahr 2016 zu einem Bürgerkrieg führen, in dem sich die anglophone Seite gegen die französische Dominanz zur Wehr setzt und ihr verfassungsmäßig verbrieftes recht auf Gleichberechtigung durchsetzen will.

Doch zunächst, zwischen 1960 und den frühen 1990er Jahren, verdoppelte das Land seine Produktionsmenge und hielt damals etwa 2 % des Weltkaffeemarktes. Die kamerunische Kaffeeproduktion erreichte 1990 ihren Höhepunkt, als das Land mit 156.000 Tonnen weltweit auf Platz 12 der Kaffeeproduzenten lag. Seitdem hat eine verheerende Kombination aus staatlichen Eingriffen und einer weltweiten Rezession die kamerunische Kaffeeindustrie stark unter Druck gesetzt. Viele Bauern sahen sich dadurch veranlasst, sich nach finanziell rentableren Kulturen umzusehen. Hinzu kam der schweelende Konflikt zwischen den ehemals englischen und französischen Gebieten. Seit Beginn des international als "Anglophone Crisis" bekannten Bürgerkrieges im Jahr 2016 wurden die Instandhaltung und der Ausbau der Infrastruktur und der Straßennetze aufgegeben. Eine wirklich effiziente Logistik vom Anbau landwirtschaftlicher Güter bis zum Export wird dadurch enorm erschwert. Ein kontinuierlicher Abstieg der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist die Folge.

Heute werden in Kamerun noch immer Robusta- und Arabica-Kaffees angebaut, wobei die Robusta-Exporte gegenüber den Arabica-Exporten im Verhältnis 4:1 überwiegen. Die meisten Robusta-Exporte gehen nach Belgien, Frankreich und Portugal, während ein Großteil der Arabica-Lieferungen auf Deutschland, die USA und Italien entfallen. Obwohl die Produktionsmengen seit etwa 30 Jahren rückläufig sind, ist Kamerun noch immer ein "mittelgroßer" Kaffeeproduzent. Der Kaffeesektor des Landes beschäftigt Hunderttausende von Menschen, von denen die meisten im ländlichen Kernland leben.

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Wachstum und Verarbeitung

In Kamerun werden sowohl Arabica- als auch Robusta-Kaffee angebaut, wobei der Robusta dominiert. Zu den wichtigsten Arabica-Sorten in Kamerun gehört Typica aus der jamaikanischen Blue Mountain-Region, die zuerst im englischsprachigen Teil Kameruns angebaut wurde. Die Franzosen führten Anfang des 20. Jahrhunderts die Sorte Bourbon ein. Diese beiden Sorten waren bis in die 1960er und 1970er Jahre vorherrschend, als die Regierung die Sorte Java einführte. Diese wurde in den 1980er und 1990er Jahren durch eine verbesserte Version von Java ersetzt, die resistent gegen Krankheiten und Schädlinge ist. Arabica wird heute überwiegend in den westlichen und nordwestlichen, englischsprachigen Teilen Kameruns angebaut. Robusta gedeiht vor allem in den Küstenregionen, der Provinz Littoral, in gewissem Umfang aber auch in der Provinz Adamawa sowie im Südwesten und Osten des Landes.

Der Anbau erfolgt auf vielen kleinen Farmen und oft auf Schattenplantagen. Der kamerunische Kaffee wird von September bis Dezember geerntet. Während das Tassenprofil von Arabica-Kaffee vielfältig ist, wird dem kamerunischen Robusta-Kaffee ein reichhaltiger, voller und nussiger Geschmack nachgesagt, der sich perfekt zum Mischen eignet.

Aufgrund der mangelhaften Verarbeitungslogistik waschen viele Bauern des Landes ihre Kaffees größtenteils selbst auf ihren Höfen, in Trögen und Eimern. Es gibt kaum zentrale Waschstationen, die eine einheitliche Verarbeitung gewährleisten. Das führt natürlich zu Qualitätsunterschieden und -einbußen. Andere Farmer halten es lieber mit der natürlichen Verarbeitung. Diese Methode ist für die Landwirte etwas kalkulierbarer, da man nicht so stark von Wasser abhängig ist, dessen Verfügbarkeit in einem Konfliktgebiet nicht sichergestellt ist.

Landschaft Kamerun

Copyright: Edouard TAMBA / unsplash.com

Anbauregionen und Geschmackseigenschaften

Westliche Hochländer und Abong Mbang

Robusta dominiert die kamerunische Kaffeeszene und wird in der Regel als Basis für Kaffeemischungen verwendet, da sein kräftiger, grenzwertig herber Geschmack allein nicht so gut schmeckt. Kameruner Robusta ist vollmundig mit nussigen und erdigen Geschmacksnoten.

Bamileke und Bamaoun

Arabica wird ebenfalls in Kamerun angebaut, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. Die idealen Bedingungen für Arabica sind fruchtbare Böden, reichlich Niederschlag und eine mäßig hohe Lage. Die Regionen Bamileke und Bamaoun bieten mit ihren Höhenlagen und nährstoffreichen vulkanischen Böden das perfekte Klima dafür. Im Gegensatz zu Robusta-Kaffee haben Arabica-Bohnen aus Kamerun einen delikateren, komplexeren Geschmack, den man auch als Single zubereiten kann. Der Arabica-Kaffee hat die für viele afrikanische Kaffeesorten charakteristischen fruchtigen und blumigen Aromen und einen hohen Säuregehalt.

Boyo

Das Kronjuwel des kamerunischen Kaffees kommt aus einer kleinen Region in der Nordwestprovinz namens Boyo. Boyo-Kaffee wird in der Regel in kleinen Chargen in Höhenlagen von über 1500 m und auf fruchtbaren vulkanischen Böden unter möglichst hoher Sonneneinstrahlung und zwischen anderen Pflanzen angebaut. Viele Farmen in der Boyo-Region verarbeiten den Kaffee ausschließlich von Hand und produzieren extrem kleine Chargen, die eine sehr hohe Qualität aufweisen und ebenso hohe Preise erzielen. Eine Tasse dieses Kaffees ist ausgewogen, vollmundig, erdig mit Aromen von Schokolade, Karamell, Toffee und Steinobst.

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Röstung

Der gute Boyo Kaffee erhält typischerweise einen Medium oder City Roast. Dadurch kommen Geschmack und Aromen optimal zur Geltung. die Bohnen bleiben während des Röstvorgangs etwa bis zur Mitte zwischen dem ersten und zweiten Crack in der Trommel; ein Zeitpunkt, an dem sie ihren etwas kräftigeren, vollmundigeren Geschmack am besten entfalten können.

Das Rösten der in Kamerun überwiegenden Robustas ist mit den Arabicas nicht vergleichbar. Zum einen weil Dichte und Zellstruktur eine andere ist, andererseits weil ein Großteil von ihnen in Blends landet, wo sie für Crema und Würze sorgen sollen. Daraus folgt, dass die Wärmeübertragung in den Bohnen anders ist. Sie brauchen etwas länger, ohne dass ihre Struktur und ihr Geschmack Schaden nehmen und die Endtemperatur darf gern 5°C bis 7°C höher sein als bei Arabica-Kaffee. Wenn der Zucker zu karamellisieren beginnt, bringen sie kräftige, schokoladige und würzige Noten hervor.

Zubereitung

Kaffee-VollautomatChemexHandfilterAuto Dripper     Pour Over und Vollautomat

Kameruns Arabica im Allgemeinen und Boyo im Besonderen bevorzugen die Zubereitung im Pour-over-Verfahren. Abhängig vom genauen Röstgrad darf es auch der Vollautomat oder eine andere Zubereitungsmethode sein.

SiebträgerHerdkanne     Espressomaschine und Herdkanne

Robusta ist etwas schwieriger, da er meist in Mischungen verwendet wird. Es ist unwahrscheinlich, dass Du reinen kamerunischen Robusta findest. Ein schöner Espresso-Blend mit robustem Kamerun-Anteil eignet sich aber immer für die Espressomaschine oder die Herdkanne.

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