
Kaffee aus Laos
Laos wird als Kaffee produzierendes Land gern unterschätzt und steht immer irgendwie im Schatten des "großen" Nachbarn Vietnam. Der Kaffeeanbau in Laos hatte einen steinigen Weg zu bewältigen. Krankheiten, Kriege und politische Entscheidungen warfen die Kaffeeindustrie eins ums andere Mal zurück. Und so kommt es, dass laotischer Kaffee auf dem Markt für Spitzenerzeugnisse recht wenig Beachtung findet.
Die Geschichte des laotischen Kaffees
Die Geschichte von Laos beginnt im 13. Jahrhundert mit der Einwanderung der Lao aus dem südlichen China. Kriege und Konflikte zwischen verschiedenen Königreichen prägten die Entwicklung der indochinesischen Halbinsel. Um 1860 begann Frankreich sich für die Region zu interessieren und wurde zur bestimmenden Kolonialmacht. 1893 trat Siam alle Gebiete östlich des Mekong an Frankreich ab und das Gebiet wurde Teil von Französisch-Indochina. Die ersten Kaffeepflanzen wurden um 1915 von französischen Kolonisten nach Laos gebracht. Sie experimentierten mit dem Kaffeeanbau im kühleren Norden des Landes, bevor sie das Bolaven-Plateau in der Provinz Champasak ins Visier nahmen, welches sich mit seinem fruchtbaren Vulkanboden und seiner Höhenlage ideal für den Bohnenanbau eignete. Die Geschichte zeigt, dass Laos bereits zwischen 1920 und 1940 für seine hochwertigen gewaschenen Arabica-Kaffees der Sorten Bourbon und Typica bekannt war. Jedoch regte sich während dessen der Widerstand gegen die französischen Besatzer und damit verbunden auch gegen die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen.
Geschwächt vom aufkommenden 2. Weltkrieg mussten die Franzosen die Region um 1940 vorübergehend dem Einfluss Japans überlassen, forderten aber nach Japans Kapitulation 1945 die Gebiete zurück. Das fanden insbesondere die vietnamesischen Kommunisten nicht so Klasse. So kam es zwischen 1946 und 1954 zum (ersten) Indochinakrieg, mit dem man die Errichtung einer "Union française" (dem französischen Pendant zum britischen Commonwealth of Nations) bekämpfte und die Unabhängigkeit von den Kolonialmächten durchsetzte. Das veranlasste viele französische Plantagenbesitzer, die Region zu verlassen. Das Königreich Laos erhielt am 21. Juli 1954 die vollständige Unabhängigkeit. Einheimische Farmer übernahmen das Zepter.
Zwischen 1950 und 1990 hatten die Landwirte aber weiterhin mit Kriegen, Konflikten und Pflanzenkrankheiten zu kämpfen. Aufrund seiner Nähe zu Vietnam war Laos fortan immer wieder Spielball zwischen sowjetischen und amerikanischen Auseinandersetzungen. Dadurch unfähig, stabile und nachhaltige landwirtschaftliche Strukturen aufzubauen, sahen sich die Bauern förmlich dazu gezwungen, auf Robusta umzusteigen. Diese Sorte erwies sich als widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und benötigte von Natur aus weniger Pflege, die man in Krisenzeiten nicht zu leisten imstande war. Der Vietnamkrieg und der damit verbundene Einsatz von Entlaubungsmitteln ging auch an Laos, insbesondere der Provinz Champasak nicht spurlos vorbei. Das Bolaven-Plateau, dem Hauptanbaugebiet für Kaffee, wurde von amerikanischen Flugzeugen schwer bombardiert und ist bis heute mit Blindgängern übersät.
Nachdem der Vietnamkrieg 1975 endete, beschloss eine Nationalversammlung die Abschaffung der Monarchie und proklamierte die Demokratische Volksrepublik Laos nach sozialistischem Vorbild. Laotische Unternehmer bauten die Kaffeeindustrie langsam wieder auf und fanden mit der Sowjetunion für die nächsten 15 Jahre einen sicheren Abnehmer für ihre Ernte. Eine staatliche Unterstützung erhielten die Aktivisten jedoch nicht. Zentrale Logistik- und Verarbeitungsstrukturen wurden nicht geschaffen. Ebenso gibt es bis heute kein einheitliches Qualitätsmanagement, was dazu führt, dass die Eigenschaften der erzeugten Kaffeebohnen seit jeher nicht einheitlich und inkonsistent sind. Das erschwert eine grundlegende Klassifizierung, die aber für die Vermarktung der Kaffees auf dem heutigen Weltmarkt notwendig wäre. Somit wird ein Großteil der Kaffeebohnen pauschal als Mainstream-Qualität oder faire Durchschnittsqualität verkauft. Trotzdem ist diese Qualität für Importländer wie Vietnam noch immer geeignet, ihr eigenes Angebot damit zu verbessern.
In den 1990er Jahren wurde eine Kaffeeanbau-Initiative in Laos von der Europäischen Union finanziert, scheiterte aber schließlich, weil es noch keinen Markt für das Produkt gab. Jüngste Bemühungen, den Kaffeeanbau in Laos wieder zu beleben, tragen jedoch Früchte. Hunderttausende von Kaffeebäumen wurden gepflanzt, und in einigen Gebieten ersetzt die Pflanze inzwischen das Opium. Die laotische Stadt Paksong gilt aktuell als die "Kaffeehauptstadt". Mit der Produktion von zertifizierten Kaffees und Spezialitätenkaffees versucht die laotische Kaffeeindustrie in den Premiumsegmenten Fuß zu fassen. Dies bringt den Bauern einen viel höheren Ertrag und ist ein Anreiz, die Produktion von hochwertigem Kaffee in Laos zu steigern.
Wachstum und Verarbeitung
Etwa ein Drittel der laotischen Kaffeeproduktion besteht aus hochwertigem Arabica-Kaffee, während der Rest aus dem billigeren und leichter zu kultivierenden Robusta-Kaffee besteht. 95 % der Kaffeeproduktion entfallen auf das Bolaven-Plateau mit der Stadt Paksong in der Provinz Champasak. Die geografische Höhe liegt hier zwischen 850 m bis 1350 m über dem Meeresspiegel. Somit wird im Gegensatz zu anderen Ländern in Laos nicht nur der Arabica, sondern auch der Robusta-Kaffee in großen Höhen angebaut. Die Durchschnittstemperaturen bewegen sich zwischen 15°C und 24°C, teilweise können aber auch über 30°C erreicht werden. Der Boden ist vulkanischen Ursprungs, obgleich der Vulkan selbst keinen Namen trägt, wahrscheinlich erloschen und nicht mehr als solcher erkennbar ist. Zwischen Mai und September regnet es hier am meisten.
Früher, als noch die Sowjetunion ein großer Abnehmer war, setzte man auf Monokulturen und den Einsatz von viel künstlichem Dünger. Heute gibt es zirka 20.000 Kleinstfarmer, verteilt auf über 250 Dörfer die auch vermehrt Bio-Kaffee produzieren. Der Kaffee wächst dabei in natürlichen Wäldern ohne den Einsatz von chemischen Düngemittel und Pestiziden. Die Kirschen werden zwischen November und Februar in der Regel von Hand geerntet und zu Rohkaffee verarbeitet, wobei sowohl gewaschene als auch natürliche Verfahren zum Einsatz kommen. Anschließend wird er entweder an größere Händler in Thailand oder Vietnam oder an kleinere Kaffeekollektive für den Verkauf in laotischen Geschäften verkauft wird.

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Anbauregionen und Geschmackseigenschaften
Je kleiner und weniger industrialisiert die Anbauländer werden, desto schwieriger wird es auch, einen typischen Charakter der landesspezifischen Kaffees zu definieren. Das liegt unter anderem daran, dass sowohl der Anbau als auch die Verarbeitung individuell erfolgt. So kann es sein, dass die Kaffees aus unterschiedlichen Kooperativen auch völlig andere geschmackliche Schwerpunkte aufweisen. Die in Laos produzierten Arabica-Bohnen sind zwar bekannt für ihren vollen bis mittleren Körper, geringe Bitterkeit, Schokoladenaromen und eine Kombination aus milden Zitrus- und Blumennoten, doch ist das kein Dogma. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Dir ein Kaffee mit grünlichen, leicht pflanzlichen Anklänge begegnet, der milde, teeähnliche Säure erkennen lässt und Aromen von Rohzucker und Walnuss kombiniert. Auch süß-karamellige Arabiatas sind in Laos zu finden. Der Robusta hingegen gilt pauschal als kräftig und enthält viel Koffein.
Bolaven-Plateau
Der größte Teil des laotischen Kaffees wird auf dem Bolaven-Plateau angebaut. Das Bolaven-Plateau befindet sich in der Provinz Champasak, in dem das Klima feucht-tropisch und die Vegetation das ganze Jahr über üppig ist. Hier gibt es neblige Regenwälder und zahlreiche Wasserfälle.
Luang Prabang
In kleinerem Maßstab wird Arabica-Kaffee auch in den Bergdörfern der Provinz Luang Prabang im Norden von Laos auf über 800 Metern Höhe angebaut. Hier entsteht der Safran-Kaffee, ein im Schatten gewachsener, biologisch angebauter und nass verarbeiteter Arabica.

Zubereitung
French Press
Nur was für echte Kerle? Der Kaffee in Laos wird stark, dick und reichhaltig getrunken. Er wird in einem Filterstrumpf aus Stoff gebrüht und dann heiß in ein kleines Glas mit gesüßter Kondensmilch und Sahnepulver gegossen. Das kommt einer Zubereitung in der French Press nahe. Der dichte, fast schokoladige Café Lao ist nichts für schwache Nerven und wird oft mit laotischen Donuts serviert, die als khanom khuu oder patongo bekannt sind. Coldbrew / Eiskaffee
Frauen bevorzugen eher den erfrischenden Milchkaffee (café nom yen), eine Art Eiskaffee der übermäßig süß und milchig ist, aber in der laotischen Hitze den perfekten Muntermacher darstellt.
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