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Der Kaffee aus Gabun

Wenn Du Dir Gedanken darüber machst, woher denn der Kaffee so kommt, der Dir hier in den Spezialitätenröstereien angeboten wird, gehört Gabun sicherlich nicht zu den Top Ten der Länder, die Dir auf Anhieb einfallen. Und trotzdem ist Gabun und seine Kaffeeproduktion eine Erwähnung wert, auch wenn es sich auf dem Weltmarkt, bezogen auf die produzierte Menge, eher auf den Plätzen zwischen 20 und 30 einsortiert.

Die Geschichte des Kaffees in Gabun

Gabun ist ein Land, über dessen Geschichte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sehr wenig bekannt ist. Seit jeher ist es von unzugänglichen, tropischen Regenwäldern bedeckt und sehr dünn besiedelt. Noch heute leben hier weniger als 2 Millionen Menschen. Es sollen Bantu-Migranten gewesen sein, die das Gebiet ab dem 14. Jahrhundert bevölkerten. Im späten 15. Jahrhundert kamen portugiesische Entdecker und Händler an die Westküste Zentralafrikas. Als in der Folge europäische Sklavenhändler die Region für sich entdeckten, wurde die Küste zu einem Teil des transatlantischen Sklavenhandels. Um 1840 errichteten die Franzosen ein Protektorat um den Sklavenhandel zu unterbinden. Folglich entstand Libreville, die heutige Hauptstadt Gabuns. Sie wurde 1849 von befreiten Sklaven gegründet. Ab Mitte der 1860er Jahre dehnte Frankreich seine Kontrolle auch auf das Landesinnere aus und erklärte das Land 1886 zu einer Kolonie Frankreichs. Ein echtes Staatsgebilde entwickelte sich jedoch nicht. Im Jahr 1910 wurde Gabun Teil von Französisch-Äquatorialafrika und 1960 von Frankreich unabhängig. Während dieser doch recht kurzen Geschichte ohne zentralistische Regierungsaktivitäten, konnten keine größeren, organisierten landwirtschaftlichen Strukturen entstehen. Lediglich der Kautschuk, der für die Kolonialherren ein wichtiges Erzeugnis darstellte, wurde in nennenswertem Umfang gewonnen und exportiert. Und so beschränkte sich der Kaffeeanbau auf kleine verteilte Farmen ohne ökonomischen Nutzen.

Seit der Unabhängigkeit versucht die Regierung, die natürlichen Ressourcen des Landes auf dem Weltmarkt anzubieten. In erster Linie handelt es sich dabei um Tropenholz und Bodenschätze wie Mangan und Öl. Schätzungen zufolge werden nur zirka 2 Prozent der Landesfläche für die Landwirtschaft genutzt, obwohl mehr als jeder Zweite der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig ist - allerdings hauptsächlich zum Zwecke der Selbstversorgung. Staatliche Bemühungen einer Belebung der Kakao- und Kaffeeproduktion in den 1980er und 1990er Jahren brachten nur bescheidene Ergebnisse, weil die Preise zu dieser Zeit weltweit fielen. Viele potenzielle Kaffeebauern zogen in städtische Gebiete und die Kaffeeproduktion des Landes sowie die Qualität der Kaffeebohnen gingen deutlich zurück. Viele gabunische Kaffeefarmen wurden vollständig aufgegeben, während andere aufgrund fehlender Infrastruktur, wenig Ertrag und mangelnder Wirtschaftlichkeit vernachlässigt wurden.

Bis in die 2010er Jahre hinein blieb die Kaffeeindustrie eher rudimentär, da sich das Land auf die Öl- und Mineralvorkommen konzentrierte, um Geld für die Wirtschaft zu generieren. Mit der zunehmenden Akzeptanz hochwertiger Kaffees und der Bereitschaft vieler Konsumenten, für Qualitätsware auch faire Preise zu bezahlen, hat die Kaffeeindustrie in Gabun wieder eine Chance. Diese steigende Nachfrage und die höheren Kaffeepreise sind nun wieder ein Anreiz für die erforderlichen Investitionen. Der Großteil der gabunischen Kaffeeproduktion stammt nach wie vor von kleinen Farmen. Es werden fast ausschließlich Robusta-Sorten kultiviert. Initiativen in Gabun zielen auch darauf ab, die Qualität des Kaffees auf ein Niveau zu heben, das ihm den Eintritt in den Spezialitätenkaffeemarkt ermöglicht. Hierfür wurden mit anderen Robusta-produzierenden Ländern wie Vietnam Kooperationen geschlossen. Auch die Produktion von Fair-Trade-Kaffee nimmt zu.

Cupista Texttrenner - Illustration Kaffeebohne

Wachstumsbedingungen, Aufbereitung und Anbaugebiete

Gabun befindet sich im westlichen Zentralafrika und grenzt im Süden und Osten an die Republik Kongo, im Norden an Kamerun und im Nordwesten an Äquatorialguinea. Westlich von Gabun liegt der Golf von Guinea. Somit hat das Land ein äquatoriales Klima mit ganzjährig hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit - eigentlich perfekt für den Anbau von Kaffee. Die Niederschlagsmenge schwankt zwischen einem Jahresdurchschnitt von 3.050 mm in Libreville und 3.810 mm an der Nordwestküste, wobei fast alle Niederschläge zwischen Oktober und Mai fallen. In der Zeit von Juni bis September fällt wenig oder gar kein Niederschlag, aber die Luftfeuchtigkeit bleibt hoch. Die Temperatur unterliegt nur geringen jahreszeitlichen Schwankungen und liegt im Tagesdurchschnitt um die 20 Grad Celsius. Obwohl das tropische Klima in Gabun zwei Kaffeeernten pro Jahr zulässt, wird der Kaffee überwiegend in kleinen Betrieben angebaut. Allerdings ist die Qualität der Böden nicht besonders gut und sie laugen bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung schnell aus.

Der Robusta-Kaffee wird nass verarbeitet und sonnengetrocknet.

Kaffee gehört nicht wirklich zu den wirtschaftlichen Stützen des Landes und wird nur in geringem Umfang angebaut, hauptsächlich um Okondja in der Region Haut-Ogooue und ein wenig um Bitam und Minvoul in der Region Woleu-N'Tem.

Landschaft Gabun

Copyright: Ralph Messi / unsplash.com

Geschmackseigenschaften

In Gabun wird fast ausschließlich Robusta-Kaffee angebaut. Robusta ist in der Regel bitterer als Arabica und weist eine geringere Vielfalt an Aromen auf. Allerdings bietet Robusta mehr Koffein, verleiht Blends die nötige Würze und sorgt für eine schöne Crema. Die Robusta-Bohnen aus Gabun werden als bitter und geschmacklich als erdig mit pflanzlichen und holzigen Noten ohne nennenswerte Süße beschrieben. Im Nachgang findet man verschiedene Nuss-Aromen und je nach Intensität der Röstung auch rauchige Komponenten.

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Röstprofile gabunischer Kaffees

Hier schlägt die französische Vergangenheit durch. Gabunischer Kaffee wird seit jeher dunkel geröstet, wodurch er intensiver wird.  Natürlich ist dies auch der Robusta-Bohne geschuldet, die fast ausschließlich in Blends zum Einsatz kommt. Röster von Spitzenkaffees nehmen diese Tradition gern auf und rösten diese Kaffees lange, schonend und bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen. Das Ergebnis ist eine vollmundigere und gleichmäßigere Röstung, die man nicht mit verbranntem Kaffee in Verbindung bringt.

Der „klassische“ mitteleuropäische Gaumen bevorzugt einen Medium-Roast für gabunischen Kaffee. Da er vollständig aus Robustabohnen besteht, wirkt er von Hause aus stärker und verleiht Deinem Getränk auch so schon einen dunkleren Charakter. Er ist als Single Origin aber nicht jedermanns Geschmack. In der Regel hat der Kaffee aus Gabun einen vollen Körper.

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Die besten Zubereitungsmethoden für Gabun-Kaffee


Siebträger Siebträger

In einen zünftigen Espresso gehört zumindest ein Teil Robusta. Hast Du einen Single Estate oder einen Blend mit gabunischem Anteil, dann lässt er sich prima im Siebträger verarbeiten.

AeropressHerdkanne Aeropress und Herdkanne

Du hast keine Espressomaschine? Dann kannst Du auch eine Aeropress- oder Herdkanne verwenden. Hier sind etwas Fingerspitzengefühl oder Experimente gefragt, denn das Ergebnis kann positiv, aber auch negativ überraschen.

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